Pertolzhofen von 1100 - 1600

Die Wallfahrt bleibt auch im Luthertum lebendig

1616 bereiste zum letzten mal eine calvinistische Visitation die oberpfälzischen Landassenpfarreien. Die Visitation schriebt in ihrem zusammenfassenden Bericht unter Götzen und Bilder: "Also gibt es bei den meisten noch etwas von Bildern, Cruzifixen und gemalten Tafeln. Und so sonderlich ist zu Pertolzhofen ein großes Bild, mannsläng, die schöne Maria genannt, dahin sich noch viele aus Aberglauben, wann sie kropfig sein, verloben sollen. Wenn man die Götzen in den Edelmännischen Kirchen hinweg zu thun befehlen noch Zeit eines Bedenkens trüge, so doch zum wenigsten das abgöttische Bild zu Pertolzhofen an welchem sich so viel einfältige Leuth versündigen, hinwegzuthun befohlen werden".

Pertolzhofen war damit der einzige Ort der lutherischen Oberpfalz, der nach 60 Jahren Luthertum noch eine lebendige Wallfahrt besaß. Es kamen kranke zum Marienbild! Kropfig ist nur Spott der Calvinisten. Diese Urkunde ist ein einmaliges Dokument für einen Wallfahrtsort!

Hans Thomas hat durch sein eigenwilliges Verhalten wohl dazu beigetragen, daß unser Gnadenbild erhalten wurde. Er war von den Visitatoren aufgefordert worden, mit seinen Untertanen nach Niedermurach zu kommen. Hans Thomas erschien jedoch nicht. Somit konnte man ihn auch nicht zur Verantwortung ziehen. Die Regierung forderte nun Hans Thomas auf, Rechenschaft zu geben, warum er den Befehl verweigert habe. Hans Thomas antwortete, er habe die Aufforderung rechtzeitig erhalten. "Nun vermerke ich aber hierinnen so viel, daß die wohlverordneten Herren Visitatores mißverständig berichtet worden sind. Sintemalen als ich neben meinen Unterthanen nicht nach Niedern Murach gepfarrt, sondern allhier in meinem Stammgut Pertolzhofen selber eine Pfarrkirche habe. Welche nach dem uralten Brauch von dem Pfarrer allda zu Murach alle Sonntag nicht weniger an Bettagen besucht und versehen werden muß. Da kein Befehl, mich aus meiner Pfarrei zu begeben, mögen mich die Herren Visitators entschuldigen". Mit diesem spitzbübischen Brief enden die Unterlagen aus der Zeit des Luthertums.