"Zum 100 jährigen Jubiläum des Kirchenbaus wurde ein großes Fest gehalten. Papst Pius VI. erließ dazu einen Ablaß, 20000 Menschen haben in 14 Tagen in Pertolzhofen kommuniziert". So lautet die Sage.
Was ist von dieser Überlieferung zu halten? Daß man sich besonders auf das Fest vorbereitete, zeigt schon die Tatsache, daß die Kirche hierzu ausgemalt wurde. Der Edle von Gradl schenkte kurz vor dem Fest der Kirche eine schwere Monstranz aus Silber und Gold, mit Halbedelsteinen verziert. Schon Jahre zuvor muß auch mit dem Heiligen Stuhl in Rom Verbindung aufgenommen worden sein. Der Vollkommene Ablaß ist für Pertolzhofen Urkundlich nachweisbar. Auf dem Rundschreiben, das in der Kirche vorgelesen wurde heißt es: "Zu meheren Beförderung dieser frommen Absicht habe seine päpstliche Heiligkeit Pius VI nicht nur allen Christgläubigen diese ganze Oktav hindurch nach abgelegter reumütiger Beichte, empfangener heiliger Kommunion und allada nach Meinung der christkatholischen Kirche verrichteten gewöhnlichen Gebet mit 7 Vater Unser und Ave Maria, dann den christlichen Glaubensbekenntnis hier in den Tagen einen Vollkommenen Ablaß gnädlichst verliehen, sondern auch den Beichtvätern ihre Gewalt dermaßen extendiert (erweitert), daß selbe wie zur Zeit eines anderen Jubiläi sowohl die einfache Gelübde der Beichtenden in andere gottgefällige Werke umändern, selbst jenen, welche sonst nur dem apostolischen Stuhle vorbehalten waren: exceptis de more excipiendis- vollkommene Lossprechung erteilen können. An welchem Gnadenschatz theil zu nehmen alle und jede nach Standes Gebühr freundlichst berufen und eingeladen werden."
Dieses päpstliche Schreiben enthält mehr als die im allgemeinen zu Übertreibung neigenden Sagen. Neben dem Vollkommenen Ablaß wurden den Beichtvätern in Pertolzhofen noch außerordentliche Vollmachten gewährt. Pertolzhofen muß damals als Wallfahrtsort einen außerordentlichen Ruf gehabt haben. Die Pfarrherren kamen an der Spitze großer Prozessionen nach Pertolzhofen. "Ich komme mit meinen Pfarrkindern prozessionaliter". Die Festlichkeiten begannen an Michaelis, dem letzten Sonntag im September und endeten am 1. Sonntag im Oktober, der Hauptkirchweih in Pertolzhofen. Wegen des großen Andrangs wurden die Pfarreien aufgefordert, bestimmte Tage, für ihre Wallfahrt einzuhalten. Für nachfolgende Pfarreien sind die Tage, an denen Sie erscheinen sollten, noch vorhanden: Sonntag: Stadt Nabburg unter Führung des Dekans und Winklarn, Montag: Altendorf und Schwarzhofen, Dienstag: Schwarzenfeld und Schwarzach, Mittwoch: Auerbach bei Nabburg, Donnerstag: Dieterskirchen und Oberviechtach, Freitag: Teunz, Tännesberg, Weidenthal und Pullenried, Samstag: Thannstein, Sonntag: Neunburg v. W.
Die Brücken oberhalb und unterhalb von Pertolzhofen hatten früher den Namen Frauensteg. Unsere Strasse durch das Murachtal war eine Wallfahrtsstrasse. Nach diesen Nachrichten dürfte es nicht mehr anzuzweifeln sein, daß 20 000 Personen in Pertolzhofen kommuniziert haben. Auf den alten Verkündigungszetteln stand noch folgendes: "Die ankommende nach Standesgebühr allerseits hochzuverehrende Geistlichkeit wird mit einem nur zum Hungerstillen eingerichteten ländlichen Mahle vorlieb zu nehmen höflichst invidiert." "Michael von Gradl Reichs Edler von und zu Pertolzhofen"