Pertolzhofen von 1800 - 1870

Pertolzhofen wird Schulexpositur

Die Zeit der Hofkapläne war vorbei, Pertolzhofen war keine adlige Hofmark mehr. Im Schloß wohnte nun Bauer Allwang, der die Brauerei betrieb und die ehemaligen Hofmarksunterthanen und die Bauern der Umgebung am Biertisch als Wirt bediente. Laut Vertrag mit Niedermurach kam alle 3 Wochen der Pfarrer und hielt Messe. Pertolzhofen hatte praktisch auch keinen Lehrer mehr. Im Winter kam von 1817 bis 1843 der Mauerergeselle Michael Fibert und hielt Schule. Zuvor aber half er in der Frühe gegen Bezahlung beim Dreschen mit dem Drischel.

Pertolzhofen war in jeder Beziehung arm geworden. Es bestand keine Aussicht, daß je wieder eine bessere Stellung erreicht würde. Da kam unerwartet Hilfe von einem Mann, der in Pertolzhofen geboren war und sein armes Heimatdorf nicht vergessen hatte: Pfarrer Weinseis. Er war der Bruder des Hammerherrn und war 1833 Pfarrer in Passau. 6000 Gulden wollte er stiften. Von den Zinsen dieses Geldes sollte ein Benifiziat leben. Winseisen wollte ein Schulbenifizium stiften. Das Ordiniariat in Regensburg war mit der Stiftung einverstanden, aber nur, wenn dei pfarrlichen Rechte des Pfarrers in keiner Weise geschmälert würden. Außerdem schlug das Ordinariat vor, doch nicht ein Benifizum zu gründen, sondern eine Schulexpositur, da alten Benifiziaten das anstrengende Schulhalten zu beschwerlich würde.

Alle Teile waren mit dieser Regelung einverstanden, da traf Pertolzhofen ein neues Unglück. Pfarrer Weinseisen hatte das Geld bei einem Leuchtenbergischen Kassadiener und Hausbesitzer in München, Louis Reiband, angelegt. Dieser machte Bankrott, das Geld war verloren.

Pfarrer Weinseis war bereits ein betagter Priester und hatte seine Pfarrei verlassen. Jetzt sah er sich gezwungen, nochmal eine Pfarrei zu übernehmen, nämlich Niederaltaich. 1843 trat er erneut an das Ordinariat heran und bot 11000 Gulden als Stiftungskapital für eine Schulexpositur in Pertolzhofen an. Das Ordinariat stimmte zu und betonte, es hoffe, daß durch die Gründung einer Schulexpositur der alte Streit zwischen Pertolzhofen und Niedermurach beigelegt werden könne. Doch der Pfarrer von Niedermurach versuchte ein kirchliches Selbständigwerden Pertolzhofens zu verhindern. Er wollte, daß der Schulexpositus die Stellung eines Hilfspriesters in Niedermurach erhalte.

Doch schließlich siegte der Stifter. Pertolzhofen erhielt einen Schulexpositus, der vom Pfarrer in Niedermurach unabhängig war, aber auch keinerlei pfarrlichen Rechte besaß. Er wohnte im Expositurhaus, daß die Gemeinde um 300 Gulden von Gradl gekauft hatte.

Am 8. April 1845 brachten der Bierbrauer Allwang und der Weber Georg Zinnbauer das Stiftungskapital nach Pertolzhofen. Am 29. November 1846 wurde die Stiftung vom König bestätigt. Erster Schulexpositus war Johann Scheck (1. November 1844 - 24. Juni 1850).